Alltag auf Zeit in drei Teilen

1. Einmal China und zurueck

06.09.2017

Schon ueber Woche Tokyo liegt hinter mir und der Alltag auf Zeit ist mittlerweile eingekehrt, was sich ziemlich gut anfühlt - Alltag teilen mit dem Lieblingsjapaner. Am Sonntag hieß es dann auch endlich endlich wieder kein Nebenjob, Uniarbeit oder sonstige Verpflichtungen, sondern wunderbare 24 Stunden Freizeit! Weil ein Kurztrip nach China leider nicht ganz unserem Budget entspricht, sind der Lieblingsjapaner und ich stattdessen in Tokyos Nachbarstadt Yokohama gefahren (in der übrigens auch die deutsche Schule liegt) um uns Chinatown anzuschauen, uns mit chinesischem Gebäck vollzustopfen und viele elektronische kleine Pandababies zu bestaunen. Auch die vielen chinesischen Tore und Lampions waren ziemlich hübsch anzusehen und waren eine schöne Abwechslung zur klassischen japanischen Großstadt. Im Anschluss wollten wir zum bummeln dann noch einen kleinen Abstecher zu einem architektonisch ziemlich schön renovierten alten Backsteinkomplex machen. Dort wurden wir aber von einem Meer an Japaner*innen in quitschbunter Kleidung begrüßt, die anscheinend für ein Konzert ihrer japanischen Lieblingsband dort waren. Deswegen waren wir dann doch früher zurück als geplant und hatten dann sogar noch Zeit, abends zu einem Aquarium-Kunst-Event in die Tokyoter Innenstadt zu fahren. Es sollte sich herausstellen, dass das Event wegen einer Sonderausstellung gerade an diesem Tag früher geschlossen wurde, weswegen wir die Ausstellung leider doch nicht besuchen konnten. Interessant war der Abend trotzdem, allerdings aus einem anderen Grund.

2. Eingeschnuert

Bei japanischen Sommerfesten oder Feuerwerkevents ist es üblich einen Yukata zu tragen. Das ist ein leichtes Baumwollgewand, das wie ein Kimono um den Körper gewickelt und mit Gürtel getragen wird, dabei ist es informeller und luftiger als ein Kimono und wird deswegen im schwülen japanischen Sommer verwendet. Nachdem ich bei meinem ersten Besuch in Japan einen Tag lang einen Kimono tragen durfte, war ich völlig hin und weg und habe mir sofort am nächsten Tag in einem Seconhandladen einen alten Yukata und einen Kimono gekauft. Wieso sollte man sich auch entscheiden.... ;) Bei meinem jetzigen Besuch habe ich mir dann noch passende Obis, also Gürtel die ebenfalls um den Körper gewickelt werden, dazu gekauft. Leider hatte ich all die Zeit noch keine Möglichkeit meine Neuerwerbungen zu tragen. Bis zu diesem Sonntag und dem Aquarium-Kunst-Event, bei dem explizit 

Versuche ein schönes Bild zu Zweit zu machen:

Versuch 1: Der Lieblingsjapaner, ich, die Schuhe und die Haare
Versuch 1: Der Lieblingsjapaner, ich, die Schuhe und die Haare
Versuch 2: Der Lieblingsjapaner, ich, die Anti-UV-Armstulpen und der Spiegel
Versuch 2: Der Lieblingsjapaner, ich, die Anti-UV-Armstulpen und der Spiegel
Versuch 3: Der Lieblingsjapaner, ich und die Sonne
Versuch 3: Der Lieblingsjapaner, ich und die Sonne


Meinen Ruecken bekommt ihr dank missgluecktem Obi-Knoten diesmal nicht zu sehen ;)
Meinen Ruecken bekommt ihr dank missgluecktem Obi-Knoten diesmal nicht zu sehen ;)

dazu aufgerufen wurde, man könne gerne im Yukata erscheinen. Entsprechend aufgeregt und voller Vorfreude habe ich dann mit Hilfe des Lieblingsjapaners und einem passenden YouTube Video begonnen den Yukata anzulegen. Und was soll ich sagen, einen Yukata anzuziehen ist tatsächlich etwas komplizierter als einfach in ein Kleid zu schlüpfen, besonders weil Yukata und Obi nicht ganz den deutschen Durchschnuttskörpermaßen entsprechen. ;) Mit ein bisschen ziehen und drücken geht das aber schon.. Für unseren ersten Versuch eh und je haben wir uns daher wohl nicht schlecht geschlagen, eine Geisha hätte unser Werk aber eher nicht unter die Lupe nehmen sollen. Nachdem wir dann letztendlich nicht in die Ausstellung gehen konnten meinte der Lieblingsjapaner optimistisch, dass der Abend trotzdem schon mal eine gute Übung für weitere Yukata-Gelegenheiten war. Er will sich jetzt übrigens auch einen eigenen kaufen, was mich sehr überrascht hat. Gleichzeitig kann ich es gar nicht abwarten, gemeinsam zugeschnürt durch Tokyo zu tippeln :)

3. Hoch lebe der japanische Kundenservice!

Einkaufen in Japan ist eine ziemlich spannende Sache, besonders wenn man wie ich für gewöhnlich Extrawünsche hat und so verrückte Dinge essen mag wie Sojahack oder vegetarisch Gemüsebrühe. Erschwert wird das Ganze dann noch durch einen mikroskopisch kleinen japanischen Wortschatz und die Fähigkeit, ungefähr ein Wort pro halber Stunde zu entziffern. Hunger hab ich leider trotzdem, auch wenn der Lieblingsjapaner auf der Arbeit ist. Deswegen meine gestrige Mission: Alleine vegetarische Tomatensauce, Kokosmilch und Couscous einkaufen. Im nächstgrößeren Supermarkt angekommen schlich sich schon eine trügerische Erleichterung ein, nachdem zwei Drittel der Einkaufsliste problemlos (!) in den Korb gewandert waren. Der Gedanke, den Couscous würde ich dann ja auch noch gleich finden, war falsch. 1000 Sorten Reis, aber kein Couscous weit und breit. Schlau wie ich bin, habe ich eine Wörterbuchapp auf dem Handy, die mir nach langer verzweifelter Supermarktsuche das Wort クスクス also Kusukusu ausspuckte. Mit meinem Handy bewaffnet bin ich also zur nächsten Mitarbeiterin gelaufen, habe ihr das Wort unter die Nase gehalten und in meinem schönsten Japanisch gefragt: "Haben Sie das?" Wie befürchtet fingen darauf die Fragen an, die vermutlich so etwas wie "Wie sieht das aus?" bedeutet haben und die ich leider nicht beantworten konnte. Ich habe sogar noch die zwei extrem aussagekräftigen Satzfetzen "Reis, aber auch nicht Reis" und "aus den arabischen Ländern" herausgebracht, geholfen hat das aber auch nicht. Aufgeregt ließ die junge Mitarbeiterin alles stehen und liegen und suchte den Kollegen vor Ort der ein bisschen Englisch kann, aber auch der hat anscheinend noch nie in seinem Leben einen Couscoussalat zubereitet. Mir war der ganze Trubel mittlerweile so unangenehm, dass ich am liebsten nur noch weg wollte. Deswegen bedankte ich mich zehnmal für ihre Hilfsbereitschaft und versicherte, dass das nun auch nicht so schlimm sei, keinen Couscous zu essen. Schon fast an der Kasse angekommen, kamen hinter mir auf einmal zwei Personen auf mich zugerannt. Das waren die junge Mitarbeiterin zusammen mit noch einer anderen Kollegin, beide freudestrahlend. In der Hand: eine Packung Couscous!!!!! Auf mein überraschtes "Wo??" erfuhr ich: Nein, nicht etwa beim Reis oder bei den internationalen Zutaten, sondern bei den Nudeln ist der Couscous zu finden! Vielleicht sollte ich für das nächste mal mein japanisches Repertoire um "Nudeln, aber auch nicht Nudeln" erweitern. 

Hoch lebe der japanische Kundenservice und die junge Mitarbeiterin, die so lange selbstständig weitergesucht hat, bis ich auch ja nicht mehr ohne meinen verdammten Couscous zum Abendessen schlafen gehen muss! Wahrscheinlich kann man wenn man sich einmal an diesen Service gewöhnt hat, nie mehr richtig zufrieden in einem anderen Land einkaufen gehen. Japan, du verwöhnst mich!

Beste Gruesse, deine

- Isabella

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